3. Oktober 2019, 18 Uhr, Sankt Viti Kirche Wechmar
Wenn sich am 3. Oktober 2019, dem Nationalfeiertag der Deutschen, die Türen der größten Dorfkirche Thüringens öffnen, dann haben die Wechmarer mit der Musik des berühmtesten deutschen Komponisten, ein besonderes Konzerterlebnis anzubieten. Weltweit bekannt gilt Wechmar als Heimat der Musikerfamilie Bach und der 1982 gegründete Wechmarer Heimatverein e.V. hat viel dazu beigetragen, dass dies so ist. Seit der Gründung haben die Heimatfreundinnen und Heimatfreunde einen großen Wunsch, und zwar wollen sie den Chor Johann Sebastian Bachs zu einem Konzert nach Wechmar einladen. Der Tölzer Knabenchor, Musica Antiqua Köln und auch der Dresdner Kreuzchor waren in den vergangenen Jahren bereits Gäste in Wechmar, doch mit einem Konzert des Thomanerchores hat es bisher nie geklappt. 2019 geht der große Wunsch in Erfüllung, denn auf seiner Konzerttournee durch Deutschland werden die Thomaner am 3. Oktober 2019 in Wechmar gastieren.
Zur Geschichte des Chores
Im Jahre 1212 als die Ritter von Wechmar gerade dabei waren ihre Burg in Wechmar zu befestigen und in Gotha nach einem großen Stadtbrand durch die Thüringer Landgrafen die Stadtmauern sowie neue Stadttore errichtet worden sind, wird durch kaiserliches Dekret in Leipzig die Thomasschule errichtet. Kaiser Otto IV. stellte den Augustiner-Chorherren diesen Gründungsbeleg aus, fast zeitgleich siedelten in Gotha die Franziskanermönche, deren Kloster 1258 auch an die Augustinerchorherren überging. Die Thomasschule Leipzig, als Heimat der Thomaner, gilt deshalb als eine der ältesten Schulen Deutschlands. Das der Thomanerchor heute einer der vier ältesten Knabenchöre in Deutschland ist, scheint unbestritten, aber seine Berühmtheit bis ins 21.Jahrhundert erlangte er durch das Kantorat von Johann Sebastian Bach, der von 1723 bis 1750 als Thomaskantor wirkte. Obwohl Bach in seiner Zeit nicht die Berühmtheit seines Freundes, des Gothaer Kapellmeister Gottfried Heinrich Stölzel (1690-1749), erlangte, gelten seine Werke in der Musikgeschichte als „Anfang und Ende aller Musik“, wie der Komponist Max Reger im Jahr 1905 sein großes Vorbild treffend schilderte.
Etwa seit dem Jahr 1920 singt der Thomanerchor nicht nur in Leipzig, sondern geht auch auf Reisen. Thomaskantor Karl Straube begann diese Tradition, die dem Chor im letzten Jahrhundert auf alle Kontinente der Erde führte und wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Chor-Musik Johann Sebastian Bachs heute in aller Welt geschätzt wird und der Thomanerchor schlechthin als der Erbe Johann Sebastian Bachs und seiner Familie angesehen wird. Zum Repertoire des Chores gehört aber nicht nur die Musik des großen Meisters, sondern auch seiner Familie und vieler Zeitgenossen.
Wechmar und die Bachfamilie
Wechmar, als Wiege der Musikerfamilie Bach, hat mit dem vor 400 Jahren, am 8. März 1619 verstorbenen Müller Vitus Bach, den Stammvater und den ersten Musiker der großen Familie vorzuweisen. Dessen Söhne Caspar und Johannes Bach, waren die ersten Berufsmusiker. Caspar ging als Stadtpfeiffer nach Gotha und Arnstadt, Johannes zog als Spielmann durch die Lande. Seine drei in Wechmar geborenen Söhne Johannes, Christoph und Heinrich sorgten für die Verbreitung des Geschlechts, von ihnen stammen die ersten erhaltenen musikalischen Kompositionen der Bachfamilie.
Wenn die Thomaner am 3. Oktober 2019 in Wechmar gastieren, dann ist diese erste Begegnung mit dem Bach-Stammort auf vielfältige Art und Weise eine Heimkehr zu den Wurzeln. So begegnen die Chorknaben auch dem Haus, in dem am 19.September 1730 der langjährige Direktor des Collegium Musicum in Leipzig und Freund Bachs, der Komponist Georg Balthasar Schott, den Bund der Ehe schloss mit der Tochter des Wechmarer Pfarrers Johann Georg Conradi, denn in diesem Haus, dem heutigen Landhaus Studnitz, werden sich die Sänger auf ihren Auftritt vorbereiten.
Interessant wird ebenfalls sein, dass der ehemalige Thomaner Erhard Mauersberger, ab 1961 der vierzehnte Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach, bereits im Jahr 1935 das erste große Bachfest in Wechmar leitete, damals in seiner Funktion als Landeskirchenmusikdirektor in Eisenach. Mehrfach kam der Organist Mauersberger zu Konzerten nach Wechmar, nur nie mit seinem Chor.
Karten ab sofort zu erhalten
Die Kirchgemeinde Wechmar und der Wechmarer Heimatverein freuen sich nun, dass am Donnerstag, den 3. Oktober 2019, um 18 Uhr ein großes Konzert des Thomanerchores Leipzig in der Sankt Viti Kirche Wechmar angestimmt werden darf. Die Sankt Viti Kirche ist nicht nur wegen ihre Größe und schlichten Schönheit berühmt, sondern vor allem wegen ihrer hervorragenden Akustik und der Tatsache, dass sie am 7. November 1843 von Ernst Carl Bach, dem damaligen Ohrdrufer Superintendenten und Großcousin J.S.Bachs, eingeweiht worden ist. Sie ist somit eine der vielen originalen Wirkungsstätten der Bachfamilie in Wechmar. Die Veranstalter sind der Thüringer Staatskanzlei und dem Rosenthal Musikmanagement in Leipzig zu großen Dank verpflichtet, dass das Konzertereignis in Wechmar stattfinden kann.
Karten für das außergewöhnliche Konzert in Wechmar am 3. Oktober 2019, sind in verschiedenen Preiskategorien ab sofort in allen bekannten Vorverkaufsstellen und Ticketshops in ganz Thüringen erhältlich. Vor Ort können die Karten im Bach-Stammhaus Wechmar und im Landhaus Studnitz in Wechmar gekauft werden.